Evelyn Schlag, geboren am 22. 12. 1952 als Tochter eines Arztes in Waidhofen/Ybbs (Niederösterreich). 1971 Abitur am Lyzeum in Waidhofen. Studium der Germanistik und der Anglistik in Wien. Abschluss als Mag. phil. Vertragslehrerin für Englisch und Deutsch an einer kaufmännischen höheren Schule in Waidhofen/Ybbs. 1985 Heirat mit dem Internisten Dr. Alfred Lichtenschopf. Mitglied der Grazer Autorenversammlung. 2001 writer-in-residence am Dickinson College in Carlisle (USA). Lebt als Schriftstellerin, Übersetzerin, Essayistin, Literaturkritikerin und Lehrerin in Waidhofen/Ybbs.
* 22. Dezember 1952
von Ralf Georg Czapla
Essay
„Krankheit, Männer, Schreiben“ hat Evelyn Schlag in einem Interview aus dem Jahre 1995 als zentrale Themen ihrer Erzählungen und Gedichte bezeichnet und damit unbewusst jenen Kritikern Vorschub geleistet, die ihre Texte vorschnell den Kategorien ‚Feministische Literatur‘, ‚Frauenliteratur‘ oder ‚weibliches Schreiben‘ zuordnen wollten, Kategorien, die sich in der Literaturwissenschaft zwar inzwischen etabliert haben, deren Aussagewert aber insofern begrenzt ist, als sie lediglich die Geschlechtsspezifik von Literatur in den Blick nehmen, nicht aber deren Ästhetizität. Auch mit der Formel ‚zwischenmenschliche Beziehungen‘ lässt sich der Lebensbereich, den die Autorin in ihren Texten thematisiert, nur unzureichend bestimmen. Selbstverwirklichung zwischen Anpassung und Emanzipation, Freiheit trotz emotionaler Hinwendung an ein Gegenüber, die Erfahrung von Krankheit als Bedrohung wie auch als Herausforderung – in diesem ...